Der Strohballen

Strohballen sind zu Quadern gepresste Halme von gedroschenen und dann am Feld getrockneten Getreidepflanzen, nicht zu verwechseln mit getrocknetem Gras, was wir als Heu bezeichnen. Heu neigt deutlich mehr zur Zersetzung bei Feuchtigkeit, wahrscheinlich auch, weil es deutlich weniger Luft enthält und daher auch schlechtere Dämmwirkung aufweist. Die Strohhalme hingegen sind von ihrer chemischen Zusammensetzung dem Holz sehr ähnlich, weswegen diese Kombination im Baubereich auch sehr gut funktioniert.  Auch die sog. Gleichgewichtsfeuchte liegt bei beiden Stoffen zwischen 13-15 Masse%. Stroh besteht im Wesentlichen aus Zellulose, Lignin und Kieselerde. Es ist mit einer wachsartigen Schicht überzogen, die in Kombination mit dem hohen Silikatanteil zu einer hohen Beständigkkeit gegenüber Feuchtigkeit führt. Ein Verrottungsprozess beginnt daher erst nach Wochen erhöhter Feuchtigkeit. Selbst dann behält ein Strohballen sein Volumen und gibt die Feuchtigkeit aus eigener Kraft wieder ab, sofern der Aufbau dies zulässt. Die Halme selber nehmen Feuchtigkeit zuerst gar nicht oder kaum auf, sie wird in den Lufträumen gespeichert und kann durch die Kapilarwirkung auch wieder entweichen. Viele Dämmstoffe (Mineralwolle, etc.) fangen an zu klumpen, sobald ein bestimmter Feuchtigkeitsgehalt erreicht ist und geben das aufgenommen Wasser dann auch nur schwer wieder ab.

Materialeigenschaften

So wie gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Siedler in den USA erstaunt waren, dass ihre mit Strohballen gebauten Gebäude auch nach Jahren immer noch standen und zu mehr nutzten, als nur zur provisorischen Behausung, sind wir auch heute noch überrascht vom Potenzial, bzw. der Vielzahl von Eigenschaften in einem einzigen Baustoff.

  • sehr gute Dämmeigenschaft, U-Wert der Aufbauten bei Kleinballen zwischen 0,1 und 0,14 W/m2K, bei Großballen meist unter 0,05 W/m2K
  • sehr geringer Energieaufwand in der Produktion und damit reale Heizkostenersparnis ( konventionelles Passivhaus hat in der Produktion bereits mehr Energie verbraucht als es beim Heizen einsparen kann)
  • ökologischer Baustoff
  • nachwachsender Rohstoff aus der Region
  • voll kompostierbarer Baustoff
  • kostengünstig
  • Nutzung eines landwirtschaftlichen Abfallproduktes
  • sehr guter Schallschutz und Akustik
  • gutes Raumklima (voll atmungsaktiver Wandaufbau), nicht allergen
  • hervorragende Raumenergie (trotz Superisolation und Schallschutz energetische Offenheit für die Umgebung)
  • absorbiert Strahlung wie E- oder Handy-Smog (Achtung: kein Empfang bei kleinen Fenstern)
  • Brandwiderstand verputzt meist mit 90min geprüft
  • sehr hohe Duktilität, was eine erdbebensichere Bauweise ermöglicht (bestätigt durch diverse  internationale Tests)
  • Beteiligung der Bauherren ( und –frauen) sehr gut möglich
  • unterschiedlichste Baustile möglich, begünstigt kreatives Gestalten
  • bei richtiger Bauweise sehr dauerhaft

 

Stroh wird bereits seit vielen Tausend Jahren im Baubereich eingesetzt: 

  • als Zuschlagstoff zu Lehmputz oder Stampflehm
  • in Form von Strohlehm als statisches Element, aber auch zur Verbesserung der Wärmedämmung
  • zur Dacheindeckung; das Stroh von speziell gezüchtetem Roggen (z.B. in Ungarn) hält bis zu 50 Jahre Bewitterung aus oder alternativ als Schilfstroh (Reed)

Stroh in Ballenform wird erst seit Erfindung der Ballenpresse vor etwa 120 Jahren im Baubereich eingesetzt. Strohballen lassen sich im Hausbau sowohl bei den Aussenwänden verwenden (Dämmung, Putzträger, statisches Element), als Dach,- Deckendämmung,- aber auch in der Bodenplatte, sofern wir einen ausreichenden Schutz vor Feuchtigkeit und Kondensatbildung gewährleisten können.